TDP Circuit Trek Tag 2: Serón bis Dickson (18 km, 6,5 h)
Daten allgemein
Start Camp Serón 8:45 Uhr
Rangerstation 12:20 Uhr mit 30 Min Pause
Ankunft Camp Dickson 16 Uhr
Kosten für Camp Dickson: 5.000 CLP
Der zweite Trekkingtag beginnt mit Sonnenschein und warmem Sommerwind…
…und einem Müsli in Wasser mit Milchpulver getränkt…der typische Trekking-Campingstyle Alle lassen es recht gemütlich angehen an diesem Morgen.
Gemeinsam mit Michael und Jordan verlasse ich gut gelaunt das Camp – die gute Stimmung würde jedoch bald umschlagen.
Nach ca. einer Stunde gemütlichen Wanderns durch hüfthohes Gras in Sichtweite des Flusses Rio Paine, gelangen wir an einen steilen Hang, der Weg führt an dieser Stelle in Serpentinen hinauf und am Ende folgt eine Passüberquerung. Zur rechten Seite befindet sich ein kleiner See auf dessen Oberfläche sich das Wasser kräuselt, hervorgerufen durch heftige Windböen, die wenig später auch mich erfassen. Nie hätte ich solch einen starken Wind für möglich gehalten, der einfach so, mir nichts dir nichts auftaucht, mich umwirft und wieder verschwindet. Jeder hatte mir vom patagonischen Wind berichtet und mein Host in El Chaltén den dortigen starken Wind als leichte Brise bezeichnet „Das ist gar nichts“ sagte er. Spätestens jetzt, hier im Nationalpark weiß ich WAS wirklich starker Wind bedeutet. Er fegt mit irrsinniger Geschwindigkeit, die zwischendurch auch mal abnimmt, nur damit er kurz darauf umso härter zuschlagen kann. Alles was dann noch hilft ist sich fest dagegenzulehnen, Stöcke in den Boden rammen, aufstützen, Kopf nach unten, warten oder klitzekleine Schritte nach vorn machen. Er warf mich trotzdem um. Ich rettete mich hinter einen kleinen Felsen, wollte abwarten bis der Sturm nachließ. Michael hatte es irgendwie vor mir über den Pass geschafft, Jordan war schon lang voraus, nach mir kam ewig lang niemand…bei diesem Wind würde auch nicht so bald jemand vorbeikommen. Doch schließlich tauchen 3 Jungs aus Buenos Aires (Tomas, Gabriel, José) auf, die sich in enger Formation vorwärtskämpfen. Sie bieten mir an mit ihnen zusammenzulaufen, nehmen mich in ihre Mitte und ganz langsam setzt sich unsere Gruppe in Bewegung…langsam wie Pinguine. Die kleinste Unachtsamkeit oder Balanceschwierigkeit kann jetzt richtig weh tun, rechts neben unserem sehr schmalen Pfad geht es nämlich den Abhang steil hinunter. Der Wind weht gottseidank zur anderen Seite und so werde ich doch noch einmal umgeworfen und pralle an eine harte Felswand und in stacheliges Grünzeug. Autsch, das tat dann doch weh und die Stachel des Busches steckten noch für einige Tage in meiner linken Hand.
Nach ein oder zwei Kilometern erreichten wir wieder einen windgeschützteren Bereich, an dem ich auch Michael und Jordan wiedertreffe. Ab da überholen sich unsere Dreierwandergruppen immer abwechselnd. Alle sind froh, dass nichts Schlimmeres passiert war.
Nach ca. 9 km erreichen wir die Rangerstation Coirón, der Name einer Pflanze. Dort muss sich jeder registrieren und seine Reservierungen für die nachfolgenden Camps vorweisen – Dickson, Los Perros, El Paso oder Grey. Wer keine Reservierungen hat, muss von hier aus wieder zurück nach Serón. Ich habe keine Möglichkeiten gesehen wie man diese Rangerstation umgehen könnte. Von einigen hörte ich, dass sie dafür sehr früh, noch nachts, aufgestanden sind, um noch vor 7 oder 8 Uhr daran vorbeizulaufen, weil zu dieser Zeit noch kein Ranger dort sei. Fand ich etwas gewagt, es gibt andere Möglichkeiten, wenn man nicht alle Reservierungen hat 😉
CONAF steht für Cooperacion Nacional Forestal. Ranger sorgen im Park für Ordnung und sichern Wege und Pässe für Wanderer.
Nach und nach finden sich die Circuit-Wanderer dieses Tages an der Rangerstation ein. Einige kennen wir schon vom Vortag. Auch meine 3 Retter aus Buenos Aires sind da, wir setzen uns zusammen und trinken Mate-Tee.
Dann ging es weiter bei schönstem Wetter und etwas schwächerem Wind mit nur vereinzelten starken Böen. Noch 9,5 km bis zum Camp Dickson. Die Aussichten sind einfach traumhaft.
Am Camp Dickson angekommen, empfängt uns direkt eine Dame der Rangerstation, bei der wir uns registrieren und unsere Reservierung für das Camp vorzeigen müssen. Danach geht es zum eigentlichen Check-In im Camp.
Wir stellen die Zelte etwas windgeschützt am Wald auf, einige zelten direkt im Wald, z.B. Michael und Jordan. Beide machen so viel Krach, dass sie nicht direkt neben mir zelten müssen, um noch jedes Wort zu verstehen .
Vom Camp aus hat man eine traumhafte Rundumsicht auf die Berge und allen voran auf das Torresmassiv.
Im Camp gibt es zwei Duschen, eine ist jedoch zu dem Zeitpunkt kaputt. Der Warmwasserbehälter für die Dusche scheint ziemlich klein zu sein, denn als ich an der Reihe bin, gibt es nur noch kaltes Wasser und der Wind zieht durch die Ritzen der Dusche, sodass es doppelt kalt ist. Egal, Hauptsache es gibt überhaupt etwas zum Duschen.
Abends schleicht ein Fuchs durchs Camp, der sich schließlich in der Nähe unserer Zelte zum Schlafen niederlegt und auch nichts gegen ein Foto von ihm hat.
Der Abend vergeht mit Kochen und Kartenspielen im Gemeinschaftsraum des Refugios, aus dem wir jedoch gegen 22 Uhr hinausgeworfen werden, weil es Nachtruhe ist. Draußen regnet es leicht, mein Zelt hat keine richtige Imprägnierung und so perlt der Regen nicht ab. Im Dunkeln putzen eir unsere Zähne und bereiten unsere Sachen für den nächsten Tag vor,
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